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Fakultät Rehabilitationswissenschaften
Anschluss statt Ausschluss

Forschungsprojekt zur Medienbildung für Menschen mit Behinderung


In Kooperation mit Bethel Regional wurden Kursangebote entwickelt und durchgeführt sowie im Rahmen medienpädagogischer Praxisforschung evaluiert. Folgende Forschungsfragen standen im Fokus des Projektes: Wie kann ein zielgruppenspezifisches Konzept für die informations- und kommunikationstechnische Grundbildung mit Menschen mit psychischen Erkrankungen modelliert werden? Welche Herausforderungen stellen sich für Kursteilnehmer*innen und Assistent*innen? Welche Herausforderungen sind mit der adäquaten Gestaltung von Medien und Lernumgebung verbunden? In welchen Kontexten und unter welchen Bedingungen gelingt Medienbildung für Menschen mit hohem Hilfebedarf?

Die Kurse folgten der Methode der leicht zurückweisbaren Angebote. Zentrale Idee ist die Gestaltung integrativer Lernsituationen. Daran beteiligt sind Nutzer*innen mit Beeinträchtigungen, Assistent*innen, die wie die Nutzer*innen Lernende sind und ihnen assistieren, sowie Expert*innen als Fachleute. Neben dem gemeinsamen Gestalten ist das Ziel bewusstseinsbildende Erfahrungen im Sinne einer Normalisierung des Verhältnisses zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zu ermöglichen. Zentrales Merkmal sind die vielfältigen Austauschprozesse, denen gegenseitiges Lernen inhärent ist. Für die*den Assistent*in bedeutet dies eine besondere Situation: Lernen durch Lehren. Die Teilnehmer*innen sollen unterstützt, aber nicht bevormundet werden.

Die begleitende sowie die retrospektiv durchgeführte Evaluation fand unter Nutzung unterschiedlicher Methoden der qualitativen Sozialforschung statt. Neben der teilnehmenden Beobachtung durch Mitarbeiter*innen der Wohneinrichtungen und Studierende wurde ein standardisierter Fragebogen eingesetzt. Des weiteren wurden die Teilnehmer*innen mündlich und schriftlich zu den Kursen befragt. Den Abschluss des Forschungsprojektes bildete eine gemeinsame Evaluation aller Beteiligten.

Es ist zunächst festzuhalten, dass die Computerkurse für alle eine neue Erfahrung darstellten, die sehr motivierend war.

Detaillierte Ergebnisse liegen für die Bereiche Organisatorisches und Technik, Zusammenspiel von Assistent*innen und Nutzenden, sowie didaktisch-methodische Umsetzung vor.

Neben dem Kompetenzzuwachs im Bereich der informationstechnischen Grundbildung war eine Stärkung von Autonomie, Selbstbestimmungsfähigkeit und Selbstlernkapazität der Kursteilnehmer*innen erkennbar. Das Forschungsseminar wird in Zukunft als Teil des neu installierten Projektstudiums fortgeführt werden.
 

Projektleitung

Vertr.-Prof. Dr. Ingo Bosse
 

Veröffentlichungen

  • Bosse, I. (2012). Anschluss statt Ausschluss! Computerkurse für  Menschen mit hohem Hilfebedarf. In: Frey, H. & Wertgen, A. (Hrsg.).  Pädagogik bei Krankheit konkret. Beiträge zur Praxis des Unterrichts an  Schulen für Kranke. Lengerich: Pabst Science Publishers, 223-237.
  • Bosse, I. (2011). Digital ist besser. Medienprojekte für alle. Planen, Gestalten, Durchführen. Poster Präsentation. Fachtagung zum Thema „Inklusive Medienpädagogik“ – 14. März 2011 – Landesanstalt für Medien. Düsseldorf.