Inklusionschancen und Exklusionsrisiken für Menschen mit Beeinträchtigungen durch den Einsatz von Technologien im Arbeitskontext
Projektbeschreibung
Technologien haben das Potenzial, die berufliche Inklusion und Lebensqualität von Menschen mit Beeinträchtigungen zu verbessern, indem sie Barrieren abbauen und Arbeitsprozesse anpassen. Gleichzeitig bergen sie jedoch das Risiko, neue Formen der Exklusion zu schaffen und bestehende Ungleichheiten zu verstärken. Diese Dissertation, die seit Februar 2022 im Rahmen eines Forschungsprojekts der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) (1) durchgeführt wird, untersucht das Spannungsfeld zwischen den Chancen und Risiken digitaler Technologien in der beruflichen Inklusion. Sie analysiert deren Einfluss auf die Teilhabe am Arbeitsmarkt, mögliche Exklusionsrisiken sowie die psychosozialen Auswirkungen und Bedingungen ihrer Nutzung.
Diese Dissertation verbindet empirische Forschung mit praxisnahen Fragestellungen und trägt zur Weiterentwicklung der Rehabilitationswissenschaften bei. Im Rahmen des Projekts wurden mehrere Studien durchgeführt:
Ein umfassendes Scoping Review (ca. 35.000 Treffer) zur beruflichen Inklusion durch Technologie analysierte den Forschungsstand, identifiziert Lösungsansätze und zeigt Forschungslücken auf. Das Studienprotokoll wurde veröffentlicht (2), und die Ergebnisse werden zeitnah publiziert. Ein weiteres Scoping Review zur Barrierefreiheit digitaler Technologien untersuchte die Herausforderungen sowie die spezifischen Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigungen (3). Ergänzend wurden 18 Fokusgruppeninterviews mit Betroffenen durchgeführt, um deren Erfahrungen mit digitalen Technologien im Arbeitskontext zu erfassen. In einer Fallstudie wurde die Rolle von KI-basierten Technologien in der Praxis erforscht: Sechs Beschäftigte der Iserlohner Werkstätten entwickelten Chatbots für ihr Arbeitsumfeld, die anschließend fünf Monate lang eingesetzt wurden. Dies verdeutlicht, dass Menschen mit Beeinträchtigungen nicht nur Nutzer:innen, sondern auch Mitgestalter:innen technologischer Lösungen sind.
Die Dissertation leistet einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung inklusiver Arbeitswelten und zur Implementierung technologiegestützter beruflicher Teilhabe. Sie liefert wissenschaftliche Erkenntnisse über Chancen und Risiken moderner Technologien und bietet praxisnahe Impulse zur Förderung einer inklusiven Gesellschaft.
Quellen
- Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Inclusion opportunities, exclusion risks and task changes for peoples with disabilities as a consequence of use of software tools and digital technologies on the example of cooperative and simple tasks 2022. Available from: https://www.baua.de/DE/Forschung/Forschungsprojekte/f2535
- Hamideh Kerdar S, Kirchhoff BM, Bächler L, Adolph L. Scoping Review Protocol of Technological Interventions for Vocational Inclusion of Individuals with Disabilities. Disabilities. 2022;2(3):529-39.
- Hamideh Kerdar, S., Bächler, L. & Kirchhoff, B.M. The accessibility of digital technologies for people with visual impairment and blindness: a scoping review. Discov Computing 27, 24 (2024). https://doi.org/10.1007/s10791-024-09460-7