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Fakultät Rehabilitationswissenschaften

Composing a new symphony

Bericht von der Konferenz der EACD 2024 in Brügge

Banner der Konferenz der European Association of  childhood-onset disabilities 2024 in Brügge © European Academy of Childhood Disability (EACD)
Banner der Konferenz der European Association of childhood-onset disabilities 2024 in Brügge

Als Fachgebiet körperliche und motorische Entwicklung arbeiten wir tagtäglich mit Kindern und Jugendlichen, die teilweise komplexe medizinische Beeinträchtigungen haben. Ein gutes Verständnis dieser Behinderungsbilder kommt meines Erachtens der pädagogischen Arbeit zugute, ebenso wie Medizin und Therapie von pädagogischen Sichtweisen profitieren können. Nachdem sich historisch die Sonderpädagogik von Medizin und Therapie emanzipieren wollte, ist es meiner Ansicht nach an der Zeit, dass sich beide Seiten wieder näher annähern. Eine gute Grundlage dafür ist das bio-psycho-soziale Modell der ICF, denn hier treten Aktivitäten und Teilhabe, Individuum und Umfeld auch in der medizinischen Sichtweise mehr in den Vordergrund. Deutlich und ganz konkret war diese Entwicklung bei der Jahrestagung der EACD (European Academy of Childhood-Onset Disabilities) in Brügge zu beobachten.

Bei dem Eröffnungskonzert beispielsweise standen über 200 Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen gemeinsam mit einem Jugendorchester auf der Bühne und führten zwanzig Kinderlieder und zwei Instrumentalstücke auf, begleitet von inklusiven Tanzeinlagen und Performances. Beim „EACD+“ wurden parallel zum wissenschaftlichen Programm inklusive Sport- und Kulturveranstaltungen durchgeführt, um auch vor Ort einen positiven Eindruck zu hinterlassen.

Im Tagungsprogramm sind Teilhabe und Familienzentrierte Ansätze allgegenwärtig. Viele Vorträge und Workshops bieten Anknüpfungspunkte auch für nicht-medizinische Besucher. Regelmäßig berichten „People with lived experience“, wie es auf Englisch heißt, von ihren eigenen Erfahrungen mit ihrer Beeinträchtigung und bilden einen integralen Anteil des wissenschaftlichen Programms.

Aus Polen wurde beispielsweise eine Schule der „Circles of Support“ vorgestellt. Von Eltern gegründet, steht hier das Kind mit seinen Bedürfnissen und Wünschen im Mittelpunkt. Davon ausgehend, wird das pädagogische und therapeutische Programm um das Kind herum geplant und durchgeführt, noch deutlicher als ich es aus meiner beruflichen Praxis kenne.

Weitere Themen, die uns als Lehrkräfte für sonderpädagogische Förderung interessieren können, sind z.B. Ernährung und Schlucken, Sport und Spiel, intellektuelle Beeinträchtigung und psychologische Interventionen, Cortical Visual Impairment (CVI), Autismus-Spektrum-Störung oder das Wohlbefinden der Familien.

Die Organisation des Kongresses war absolut professionell, das wissenschaftliche und kulturelle Programm hochrangig. Im Juni 2025 findet der große Kongress der europäischen und internationalen Academy in Heidelberg statt (https://eacd-iaacd2025.org/). Sicherlich eine hervorragende Gelegenheit, über den pädagogischen und deutschen Tellerrand zu schauen und sich interdisziplinär und international zu vernetzen.

Ich würde mich freuen, wenn aus der Fakultät Rehabilitationswissenschaften eine Gruppe von MitarbeiterInnen und StudentInnen nach Heidelberg fahren würde. EACD/IAACD 2025 ist sicher eine Reise wert!

Riclef Schomerus

Lehrkraft für sonderpädagogische Förderung i.H.