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Fakultät Rehabilitationswissenschaften
Vivien Raczkiewicz

Inklusion und Resilienz in der Hochschule

Der Einfluss hochschulischer Rahmenbedingungen auf die Bewältigung des Studiums von Studierenden mit körperlichen Funktionseinschränkungen

Projektbeschreibung

Für Studierende mit körperlichen Funktionseinschränkungen kann die Bewältigung eines Studiums im Sinne des sozialen Verständnisses von Behinderung durch strukturelle, soziale und personale Barrieren erschwert werden. Dementsprechend müssen Hochschulen chancengerechte Zugangs- und Studienbedingungen ermöglichen. Neben didaktischen, baulichen und kommunikativen Ressourcen spielen auch Resilienzfaktoren eine zentrale Rolle. Was sind Ressourcen, um ein Studium mit Beeinträchtigung zu meistern? Wie interagieren sie mit inklusiven Rahmenbedingungen in Hochschulen? Welche Rahmenbedingungen braucht es an einer Hochschule, damit eine möglichst diverse Studierendenschaft, ihr Studium zufriedenstellend bewältigen kann? Im Rahmen einer Dissertation an der Fakultät für Rehabilitationswissenschaften der TU Dortmund setzt sich Vivien Raczkiewicz mit diesen Fragen auseinander.

Methodisches Vorgehen

Bei einem Thema dieser Komplexität eignet sich ein mehrstufiges partizipatives Mixed-Methods-Design, das verschiedene Komponenten vereint (Abbildung 1). Dabei werden sowohl qualitative als auch quantitative Methoden miteinander kombiniert. In dieser Arbeit kann vom Ansatz der community-based participatory research gesprochen werden, wobei im Rahmen dieses Vorhabens die Community als soziale Gemeinschaft der Studierenden mit körperlichen Beeinträchtigungen definiert wird. Für die Datenerhebung wird ein sequential design gewählt.

Abbildung 1: Methodik (eigene Darstellung)

Auf Basis eines eigens erstellten Rahmenmodells (Abbildung 2) wurden innerhalb einer ersten Studie mit dem Titel „Barrieren und Ressourcen von Studierenden mit körperlich-motorischen Funktionseinschränkung“ qualitative Interviews geführt, um Studierende mit körperlichen Funktionseinschränkungen hinsichtlich ihrer Ressourcen und Barrieren auf personaler, sozialer und struktureller Ebene im hochschulischen Kontext zu befragen. Darauf aufbauend fand eine breit angelegte quantitative Fragebogenstudie mit dem Titel „Resilienz und Inklusionserfahrungen von Studierenden mit körperlichen Beeinträchtigungen und/oder chronisch-somatischen Erkrankungen“ statt, die mit Hilfe der qualitativen Daten, einer zwischengeschalteten Nominal-Fokusgruppe und einer Fragebogenkonferenz konzipiert wurde.

Abbildung 2: Rahmenmodell der Resilienz und Inklusion (eigene Darstellung, in Anlehnung an Piezunka, Schaffus & Grosche, 2017; Klingenberg, 2022 und Kumpfer, 1999)

Erste Ergebnisse

Am relevantesten auf Seiten der Herausforderungen waren aus Sicht der Studierenden der behinderungsbedingte Mehraufwand und bauliche Barrieren. Viele machten bereits Diskriminierungserfahrungen, und beschreiben einen Mangel an Sensibilisierung und Information, während weniger Inklusionserfahrungen analysiert werden konnten. Soziale Unterstützung vor allem durch Familie und Freund*innen sowie Angebote und Einrichtungen der Hochschule wurden zudem auf Ressourcenseite am häufigsten benannt.
Exklusionserfahrungen lösen Stressreaktionen aus, die je nach Bewertung und Resilienz unterschiedlich ausfallen. Dabei nehmen Studierende hauptsächlich auf sozialer und struktureller Ebene Herausforderungen wahr, die die Bewältigung des Studiums erschweren, sodass davon auszugehen ist, dass inklusivere Rahmenbedingungen die individuelle Bewältigung der Studierenden positiv beeinflussen könnten.

 

Vorläufiges Fazit

Im nächsten Schritt werden auf Basis der quantitativen Daten Typen, um Aussagen über den Zusammenhang der Resilienz sowie den wahrgenommenen Barrieren treffen zu können. Die daraus resultierenden Ergebnisse können Rückschlüsse auf das Zusammenspiel von Inklusions- und Resilienzfaktoren ermöglichen. Zudem sollen Handlungsempfehlungen für Hochschulen abgeleitet werden, um Studierende in der Bewältigung ihres Studiums mit einer körperlichen Beeinträchtigung zu unterstützen.

Falls Sie mehr erfahren möchten, dann sprechen Sie gerne Vivien Raczkiewicz an.

Einen kleinen Eindruck erster Ergebnisse können Sie hier gewinnen: Raczkiewicz, V. (2025). Resilienz und Inklusion in der Hochschule – Interaktion personaler Ressourcen mit sozialen Einflussgrößen und strukturellen Rahmenbedingungen. In E. Bešić, D. Ender & B. Gasteiger-Klicpera (Hrsg.), Resilienz.Inklusion.Lernende Systeme (345-354). Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.

Quellen

  • Bundesministerium für Arbeit und Soziales [BMAS] (Hrsg.) (2013). Teilhabebericht der Bundesregierung über die Lebenslagen von Menschen mit Beeinträchtigungen. Teilhabe –Beeinträchtigung –Behinderung.Berlin: BMAS
  • Hochschulrektorenkonferenz(2009). Hochschulrahmengesetz(HRG) -"Eine Hochschule für Alle„: Empfehlung der 6. Mitgliederversammlung am 21.4.2009 zum Studium mit Behinderung/chronischer Krankheithttps://www.hrk.de/positionen/beschluss/detail/eine-hochschule-fuer-alle/
  • Hofmann, Y.E., Müller-Hotop, R., Högl, M., Datzer, D. & Razinskas, S. (2021). Resilienz gezielt stärken. Interventionsmöglichkeiten für Hochschulen zur Förderung der akademischen Resilienz ihrer Studierenden. Ein Leitfaden. München: Bayerisches Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung (IHF).